25.01.2010

Der neue Opernplatz


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Seit Herbst 2007 wird der Opernplatz Stück für Stück umgebaut. Ziel ist, dass der Platz „wieder als gestalterischer Gesamtraum wahrgenommen und in Anlehnung an die Geschichte des Ortes zu einer Einheit entwickelt“ wird.

In einem 1. Bauabschnitt wurde von Herbst 2007 bis Frühjahr 2008 die Verkehrsführung geändert, von August 2008 bis Juni 2009 wurde der Rathenauplatz in einem 2. Bauabschnitt umgestaltet.
Im 3. Bauabschnitt ist die Umgestaltung der Grünflächen an der Oper geplant. Dabei werden unter anderem die Tiefgaragenzufahrten mit streng geometrisch angeordneten Heckenreihen umpflanzt. Hinter der Oper entsteht eine Heckenskulptur. Dieser Bauabschnitt sollte eigentlich im Herbst 2009 begonnen werden. Da die Finanzierung durch die Stadt schon beschlossen wurde, kann mit einem Baubeginn in diesem Frühjahr gerechnet werden.
Weiterhin ist in einem 4. Bauabschnitt der Umbau des befestigten Opernplatzes geplant. Dort sollen z.B. die Muster der Hecken des Rathenauplatzes im Pflaster fortgeführt werden.
Der 5. und letzte Bauabschnitt beinhaltet dann die Überarbeitung und Integration der Flächen am Kröpcke. Mit Realisierung dieses Bauabschnitts ist nicht vor Fertigstellung des Kröpcke Centers zu rechnen (voraussichtlich 2012).

So positiv das Ziel, den Opernplatz wieder als Ganzes erlebbar zu machen auch sein mag, ist es mit diesem Konzept meiner Meinung nach nur schwer zu erreichen. Zu schwer wiegen hier die Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden:
1) Durch die Anhebung des Platzniveaus beim Bau der Tiefgarage um 1960 hat die Oper ihre leicht erhobene Position im Gegensatz zu ihrer Umgebung verloren. (Wenn man an die Oper rantritt, kann man durch die Gitter den Rest des Sockels erkennen)
2) Der Bau des überdimensionierten Mövenpick-Cafés in den 70er Jahren hat den Platz geteilt bzw. hat dem Platz seinen Platz genommen.
3) Der (An-)Bau des enercity-Expo-Cafés in den 90ern hat dieses Problem noch verschärft.
4) Die verlängerte Ständehausstraße über den Opernplatz trennt den „Platz“ mit Café vom Rest des Platzes. Außerdem stört die riesige Tiefgaragenausfahrt, die zur Belieferung des Kröpcke-Centers und der Passerelle dient.

Die bereits erfolgete Umgestaltung und Anbindung des Rathenauplatzes an die Oper, ebenso wie die Einbindung des Mahnmals halte ich allerdings für sehr gelungen.

22.01.2010

Des Hannoveraners liebstes Kind

Der Umbau Hannovers in den 50er und 60er Jahren zur autogerechten Stadt hinterlässt seine Spuren. Nicht nur im Stadtbild.
Die Verordnung der "Grünen Welle" für Hannover durch den niedersächsischen sogenannten Umweltminister Hans-Heinrich Sander hat auf HAZ.de ein riesiges Echo an Kommentaren hervorgerufen.
Und es dreht sich natürlich ums Auto. Ein Thema, das die Bürger Hannovers anscheinend zutiefst bewegt und polarisiert.
Ich habe mir die Mühe gemacht und die knapp 100 Kommentare gelesen, was mich allerdings nach kurzer Zeit ziemlich anödete, da es anscheinend nur die Positionen "uneingeschränkte Vorfahrt für den ÖPNV" und "freie Fahrt für alle Autos" gibt, wobei letztere Fraktion in den Kommentaren deutlich in der Überzahl war.
Am unterlegensten waren die differenzierten Betrachtungen.

Armes Hannover - Verkehrspolitik lässt sich seit Hillebrecht nicht mehr sachlich diskutieren.

19.01.2010

Zusammengefasst

1) Die Karstadt-Immobilie hat einen neuen Investor, die Unternehmensgruppe Sahle, die eigentlich eher in NRW tätig ist.
Laut NP gilt es als wahrscheinlich, dass der Investor einen architektonisch anspruchsvollen Neubau errichten wird.
Woher die jetzt schon wissen, dass der Investor einen solchen errichten wird, wurde nicht genannt.

2) Es gehen Gerüchte um, dass der Kröpcke-Center-Investor Centrum Finanzierungsprobleme hat. Während die HAZ das in ihrem Bericht vom 14.01. noch sehr drastisch ausgedrückt hat, war der Bericht der NP weitaus schonender.
Der Investor dementierte die Finanzierungsprobleme (natürlich).
Heute wurde jedenfalls auf der Baustelle gearbeitet, der Rest des Kröpcke-"Loches" wird demnächst geschlossen. Dann sollen die neuen Fahrstühle errichtet werden, im Mai soll mit den Rohbauarbeiten von Bauabschnitt 1 begonnen werden.

11.01.2010

Optische Täuschung

Darüber wollte ich in diesem Blog auch schon schreiben. Nun ist mir die HAZ "zuvorgekommen".
Dennoch möchte ich meinen Teil dazu beitragen:
Da man heutzutage mit dem Computer so genannte Renderings erstellen kann, die einen geplanten Neubau sehr realitätsnah aussehen lassen, ist man umso geschockter wenn man die Ausführung betrachtet.
Der erste Fall war das Rosenquartier. Das dort neu gebaute Parkhaus weicht derartig von Rendering ab, dass ich damals schon an Täuschung dachte. Der Investor hat sich schnell aus dem Staub gemacht, indem er die komplette Immobilie weiterverkauft hat.
Nun deutet sich der zweite Fall an. Am Raschplatz wurde auch deutlich gespart - und vom Rendering abgewichen, z.B. bei der Fassade zum ZOB. Die Anzahl, Form und Materialität der Fenster wurde verändert und verleiht dem Bau nun ein anderes Aussehen als geplant.

Täuschung:


Wirklichkeit:

(Quelle: HAZ.de)
Nachtrag: Mittlerweile hat die HAZ in ihrem Artikel sogar selbst den Bildvergleich zwischen Rendering und Realität gemacht.

In Zukunft sollte die Stadt ein Instrument haben, mit dem solche Abweichungen bestraft werden können und ein Bau nach Rendering verpflichtend ist.
Ob das die Qualität der Architektur insgesamt anhebt, ist dennoch fraglich:
"Man kann an dieser Stelle sicher darüber streiten ob sich die Stadtplaner damit nicht ein Feigenblatt zurechtlegen, auch die nach ihren Vorstellungen verwirklichten Projekte (etwa die Ernst-August-Galerie) sind schließlich alles andere als berauschend."
(Kommentar von FS in seinem heutigen Beitrag)

Natürlich möchte ich auch ein positives Beispiel nennen.
Der Heutelbeck-Neubau in der Karmarschstraße sieht exakt so aus, wie auf einem vorher veröffentlichem Rendering dargestellt.
Es handelt sich dabei um den gleichen Investor, der auch das Kröpcke-Center umbaut.
Das lässt hoffen!

08.01.2010

Städtebau und Architektur in den 70ern

"Das Haus in der Bahnhofstraße steht heute nicht mehr. Ich weiß nicht, wann und warum es abgerissen wurde. Über viele Jahre war ich nicht in meiner Heimatstadt. Das neue Haus, in den siebziger oder achtziger Jahren gebaut, hat fünf Stockwerke und einen ausgebauten Dachstock, verzichtet auf Erker oder Balkone und ist glatt und hell verputzt. Viele Klingeln zeigen viele kleine Apartments an. Apartments, in die man einzieht und aus denen man auszieht, wie man Mietwagen nimmt und abstellt. Im Erdgeschoss ist derzeit ein Computerladen; davor waren dort ein Drogeriemarkt, ein Lebensmittelmarkt und ein Videoverleih.
Das alte Haus hatte bei gleicher Höhe vier Stockwerke, ein Erdgeschoss aus diamantgeschliffenen Sandsteinquadern und drei Geschosse darüber aus Backsteinmauerwerk mit sandsteinernen Erkern, Balkonen und Fensterfassungen. Zum Erdgeschoss und ins Treppenhaus führten ein paar Stufen, unten breiter und oben schmaler, auf beiden Seiten von Mauern gefasst, die eiserne Geländer trugen und unten schneckenförmig ausliefen. Die Tür war von Säulen flankiert, und von den Ecken des Architravs blickte ein Löwe die Bahnhofstraße hinauf, einer sie hinunter. [...]"

Dieses Textausschnitt ist dem Buch "Der Vorleser" von Bernhard Schlink entnommen.
Es beschreibt exemplarisch sehr gut, wie selbst noch in den 70er und 80er Jahren historische Gebäude dem Modernisierungswahn weichen mussten.
Und es beschreibt auch sehr gut, was für architektonische Maßstäbe bei Neubauten galten: glatt, schlicht, einfach, möglichst viele Wohnungen auf dem vorgegebenem Raum. Ein großer Teil der Nachkriegsarchitektur ist so gehalten. Diese Bauweise bzw. Gestaltung von Gebäuden führt zu der im Zitat beschriebenen Anonymität oder Austauschbarkeit des Gebäudes (Menschen ziehen oft ein und aus, der Laden wechselt häufig usw), was wiederum zu gesichtslosen, austauschbaren (Innen-)Städten führt.
Damit einher geht auch ein Identitätsverlust.
Die moderne Architektur sollte sich wieder mehr darum bemühen, Gebäude zu entwerfen, in denen man sich gerne aufhält oder wohnt, in denen man sich wohlfühlt.

03.01.2010

Krökeln



Kein Mensch weiß, was krökeln ist.
Jedenfalls kein Mensch außerhalb der Region Hannover. Egal wo man hinkommt, wenn man vor einem Kickertisch steht und zum Krökeln auffordert, wird man dumm angeguckt.

Tatsächlich ist Krökeln einer der wenigen Begriffe, die den Untergang des Hannoverschen Platt überlebt haben.
Ein Krökel ist (im Hannöverschen) eine Eisenstange.

Krökeln ist also eine hannöversche Besonderheit. Eine sehr schöne wie ich finde, denn krökeln klingt viel besser als kickern oder Tischfußball spielen.

Bildquelle

02.01.2010

Hotelneubau am Hohen Ufer

Oder: Eine unendliche Geschichte

Ein sehr wichtiges Projekt für die Altstadt kommt einfach nicht in die Gänge.
Bereits im Dezember 2003 wurde ein erster Investoren- und Architektenwettbewerb ausgelobt, der einen Abriss des ehemaligen Schulgebäudes und einen Neubau mit Hotel, Büros, Wohnungen oder ähnliches vorsah. Damals wurde auch noch ein benachbartes Grundstück am Marstall mit in den Wettbewerb einbezogen.


Der Sieger des Wettbewerbs schlug 2004 eine Bebauung mit einem 4-Sterne-Art-Hotel vor.
Am Marstall sollte ein Boardinghouse mit Büros und Gastronomie entstehen. Da der Investor lange Zeit keinen Mieter für das geplante Hotel fand, verzögerte sich der Verkaufsprozess des Grundstücks bis Februar 2007, als der Rat beschloss das Grundstück an den Investor zu verkaufen, der schließlich doch einen Betreiber gefunden hatte.
Letztendlich erfolgte der Verkauf wegen "vertraglich vereinbarten Verpflichtungen", die der Investor nicht einhalten konnte, doch nicht und die Verhandlungen wurden beendet.
Daraufhin wurde das Grundstück erneut ausgeschrieben - diesmal europaweit.
Hochtief erhielt im März 2009 den Zuschlag mit seinem Konzept einer Mischung von Hotel- und Wohnnutzung.
Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben. Die Bekanntgabe der Ergebnisse, die ursprünglich für den Juni 2009 geplant war, wurde auf den 1. Oktober verschoben, da angeblich Details wie die "Anordnung des Hotels oder das Verhältnis des Gebäudes zur übrigen Bebauung" nicht beachtet wurden. Die Jury hatte also 4 erste Preise mit dem Auftrag der Überarbeitung vergeben.
Erste Entwürfe sind im Verlaufe des Septembers im Internet aufgetaucht.




Hier die Entwürfe des Büros schulze & partner. architektur..

Man kann vermuten, dass sich die Architekten nicht mit der sehr sensiblen Umgebung befasst haben. Das zukünftige Gebäude hat nämlich eine Front zum Hohen Ufer und eine Gebäudeecke zum mittelalterlichen Ballhofplatz. Dazu kommt noch, dass das benachbarte Gebäude in der Burgstraße das älteste erhaltene Gebäude Hannovers ist.


Der Entwurf für ein geplantes Gebäude sollte also zu den verschiedenen Seiten hin eine ansprechende Fassade bieten, die sich in die jeweilige Umgebung einfügt und nicht zu allen Seiten gleich aussieht.

Als es im Laufe des Oktobers keine Neuigkeiten zu den überarbeiteten Wettbewerbsergebnissen gab, schrieb ich eine Email an einen HAZ-Redakteur, der mir daraufhin mitteilte, dass der Jurytermin vom 1. Oktober angeblich nur aus organisatorischen Gründen nicht stattgefunden hat.

Durch diese Verzögerungen ist der Betreiber des geplanten Hotels ungeduldig geworden (er fürchtet das Cebit-Geschäft 2011 zu verpassen), woraufhin der Investor Hochtief nun auch über eine reine Wohnbebauung an der Stelle nachdenkt (siehe hier).

Eine reine Wohnbebauung würde das Altstadtquartier aber meines Erachtens nicht so sehr beleben wie ein Hotelbau.
Und eine belebende Funktion für die Altstadt war damals unter anderem Bedingung bei der europaweiten Ausschreibung des Grundstücks.
Spannend wird auch die weitere Nutzung der Leine in diesem Teil Hannovers. Die oben gezeigten Entwürfe zeigen bereits eine Verbindung vom Neubau zum Leineufer mit einer Gastronomieeinrichtung.

Ich bin gespannt, in wie vielen Jahren der Neubau endlich steht.